Bereits beim morgendlichen Strandspaziergang merkte ich, daß etwas nicht mit Lisa stimmte, ohne es genau benennen zu können. Da ich aber wußte, daß Lisa immer mal nicht so gut drauf ist und ich sowieso zu sehr auf ihre Befindlichkeit reagiere, redete ich mir ein, daß alles in Ordnung sei. Ich würde sie natürlich genau beobachten, mich aber nicht verrückt machen.
Während Lisa sich im Bus ausruhte, machte ich einen langen Spaziergang mit Edda. Am Meer entlang läuft ein Wanderweg, und den erkundeten wir. Den Nachmittag verbrachten Edda und ich mit Julia und Max und deren Hunden und mit André, einem Schweizer. Ich stellte fest, daß mir das Bier sehr gut schmeckte! Das war schon die letzten Male so gewesen, als ich in Portugal war. Zuhause trinke ich lieber Wein.
Einen Tag später bekam Lisa Blutungen, und ich schob ihre Energielosigkeit auf das Einsetzen ihrer Läufigkeit- genauso wie Edda wäre sie eigentlich erst drei Monate später fällig gewesen. Inzwischen hatte ich meinen deutschen Schrauber ans Telefon bekommen; er hatte den Bus bereits vor einigen Jahren repariert. Ich fuhr bei ihm vorbei, damit er sich davon überzeugen konnte, daß es sich um die Lichtmaschine handelte, die ausgetauscht werden mußte, und bestellte eine generalüberholte original Lichtmaschine. Lisa ging es immer schlechter, und entsprechend schlecht ging es auch mir. Am Dienstag rief ich die deutsche Tierärztin an, die ich vor einigen Jahren kennengelernt hatte, und bekam einen Notfalltermin bei ihr. Diagnose: Akute Gebärmutterentzündung. Gabi war sehr deutlich: Lisas Chancen standen nicht gut, vor allem wegen des Durchfalls, den ich seit Monaten nicht in den Griff bekam, dann noch ihre Epilepsie, und schlußendlich die nicht vollständig ausgeheilte Entzündung aus dem August. Sie gab mir Antibiotikum mit und beauftragte mich, Lisa zu mästen. Zwar bekam Lisa bereits seit Wochen tolles, magenschonendes Naßfutter von mir und auch Hühnchen, allerdings mit Reis, und den sollte ich weglassen. Also kaufte ich jetzt alle zwei Tage freilaufendes und hoffentlich glückliches Hühnchen und weigerte mich, mir zu überlegen, was das kostete. Immerhin ging es um mein Lischen! Die Sorge um meine Maus begleitete mich ständig, und ich kam nicht zur Ruhe.
Ich parkte in der Nähe des Informationsschildes über Vegetation dieses Strandes. Zwei junge Frauen begutachteten die große Tafel, und da ich mal wieder gezwungen war, Edda zurechtzuweisen, bekamen sie mit, daß ich trotz schwedischen Nummernschildes deutsch sprach. Eine von ihnen fragte mich, ob das Restaurant, das sich am anderen Ende des Parkplatzes befand, geöffnet hatte. Ich mußte sie leider enttäuschen. Entsetzt sah sie mich an: Sie beide waren sieben Tage den Strandwanderweg entlanggepilgert, hatten sich unglaublich auf einen Kaffee gefreut- und nun hatte das Restaurant zu. Kurzentschlossen warf ich meinen Gasherd an und servierte ihnen schwedischen Kaffee aus meinem Bodum. Den Becher mußten sie sich allerdings teilen, denn ich hatte nur einen einzigen dabei. Wir verbrachten eine nette Stunde miteinander, und dann wanderten Wiebke und Nina weiter.
Am Freitag war Lisa superfit. Ich bekam sie kaum gebändigt, ständig war sie unterwegs und wollte spielen und an den Strand. Ich freute mich riesig, kam am nächsten Tag allerdings wieder auf den Boden der Tatsachen zurück- Lisa ging es nicht gut. Daß es bei ihr vom einen Tag auf den anderen solche Unterschiede gibt, kenne ich. Trotzdem ist es ziemlich anstrengend. Ich war froh, daß Edda immer gesund und gut gelaunt war. Ständig schien sie zu lachen und hatte nur Dummheiten im Kopf. Die Umgebung behielt sie genauestens im Auge, und sobald sich ein Hund auch nur auf Sichtweite näherte, brach Chaos aus. Sie hatte alles, was ich hier versucht hatte beizubringen, bevor wir auf Reise sind, vollständig vergessen. Und egal, was ich tat, es änderte nichts. Und so landete sie immer im Bus, wenn es mir zu bunt wurde, was dazu führte, daß sie später, wenn sie andere Hunde anbellte und ich sie zurechtwies, freiwillig in den Bus sprang. Auch eine Lösung, wenn auch nicht die von mir favorisierte.
Anderthalb Wochen lang waren wir jetzt schon in Portugal. Nachts war es kalt, tagsüber schien die Sonne. Ich hatte etwas Farbe im Gesicht bekommen. Das portugiesische Pärchen, das neben mir gestanden hatte, warnte mich: Sie würden jetzt nach Hause fahren, es sei Sturm angesagt für den Abend, der so stark werden sollte, daß die Bevölkerung aufgerufen worden war, zuhause zu bleiben. Zwei weitere Urlauber waren noch bei ihren Wohnmobilen, sie informierte ich, und dann fuhr ich in den Ort. Dort gab es einen geschützten, wenn auch häßlichen Wohnmobilstellplatz. Hier wollte ich den Sturm abwarten, um dann wieder an den Strand zu fahren.
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Lutz (Donnerstag, 25 Januar 2018 22:49)
Vielen dank für die berichte in richtung süden, lesen sich spannend( wie die bücher) und wunderschöne fotos, noch viel spass und alles alles gute für Lisa!!
Cordula (Samstag, 27 Januar 2018 12:00)
Vielen Dank! Lisa geht es übrigens richtig gut, sie hat alles überstanden und freut sich bereits auf den nächsten Besuch beim Gryten und am Meer. Na, ich werde darüber berichten... Fortsetzung folgt :)