Ich bekam tatsächlich alle vier Katzenbabys vermittelt. Zu Willi, der jetzt bei Loretta und Markus wohnt, werde ich den Kontakt nicht verlieren, und vermutlich auch nicht zu Nelly, die ein liebes Zuhause nur wenige Kilometer von Loretta und Markus entfernt gefunden hat; ich bin nämlich eingeladen, sie zu besuchen, und das werde ich auch tun!
Der Bus war gepackt, alle frostgefährdeten Lebensmittel befanden sich im Erdkeller, mäusegefährdete hatte ich mäusesicher untergebracht, meine Kartoffeln bei Victoria gebunkert, das Haus war sauber und aufgeräumt. Es war der 08.November. Für den folgenden Morgen (viel zu früh!) war die Fähre gebucht, die nur einmal täglich fuhr. Diesmal ab Trelleborg, weil ich auf dem Weg zum Zahnarzt noch Freunde in der Nähe von Sassnitz besuchen wollte. Ich freute mich, daß ich tatsächlich pünktlich loskommen würde, drehte den Schlüssel im Zündschloß- aber der Bus sprang nicht an. Ich versuchte es noch einige Male. Vergeblich. Das Ding wollte nicht starten. Panik brach bei mir aus. Ich hatte doch noch nie eine Batterie überbrückt! Ich rief Dieter an, der zwei Kilometer entfernt wohnt, und er kam mir umgehend zur Hilfe. Wir überbrückten, und der Bus sprang an.
Ich fuhr zur Werkstatt: Geschlossen wegen Lunch. Ungeduldig wartete ich mit laufendem Motor. Mir konnte tatsächlich kurzfristig geholfen werden. Meine Batterie war nicht mehr gut, und die kalten Nächte hatten ihr den Rest gegeben. Ich bekam eine neue Batterie eingebaut und war erstmal 2.000 kr los. Das tat weh!
Irgendwann im Dunkeln kam ich in Trelleborg an, suchte mir einen Parkplatz und verbrachte eine schlaflose Nacht. Es war zu laut, ich war zu nervös, Lisa mußte zweimal raus. Todmüde ging ich lange vor meiner normalen Aufstehzeit eine Runde mit den Hunden und begab mich dann zum Schiff.
Viereinhalb Stunden Fähre, und das mit Edda, die nicht wußte, wie man sich an der Leine und in Gegenwart anderer Hunde benahm! Zwar hatte sie noch einen Crashkurs bekommen, aber ganz traute ich der Sache nicht. Es ging aber gut, da waren keine anderen Hunde, und Lisa konnte auch lange genug einhalten. Wir drei waren so entspannt, daß ich mich auf den Stühlen ausstreckte und ein Nickerchen machte, während Lisa und Edda neben mir auf dem Boden lagen. Was war ich stolz auf meine beiden!
Wie versprochen gab es gleich danach eine Spazierrunde. Ich war bereits zwei Stunden gefahren, war kurz vorm Ziel, als mir siedendheiß einfiel, daß ich den Tritt, den ich für Lisa gebaut hatte, an unserem Hundespaziergangsplatz stehen gelassen hatte! Wie sollte Lisa jetzt vernünftig aus dem Bus raus und wieder reinkommen? Ich zog kurz in Erwägung, nochmal zurückzufahren, entschied mich aber dagegen. Und so war das zweite, das ich tat, als ich bei Christiane und Bernhard ankam (das erste war Kaffeetrinken), einen neuen Tritt zu bauen. Er wurde nicht so schön wie der erste, aber er würde seinen Zweck für diesen Urlaub erfüllen.
Ich lernte noch Ursula und Jan kennen, mit denen ich bisher nur virtuell Kontakt gehabt hatte, und fuhr am Sonnabend weiter richtung Zahnarzt. Dank mehrfacher Vollsperrungen der Autobahnen wurde es zwei Uhr nachts, bis ich ankam. Ich war müde, genervt, und hatte kalte Füße. Und am Sonntag wurde ich krank. Dankeschön.
Der Termin beim Zahnarzt war ein Drama. Das Präparieren der Krone dauerte gefühlte zehn Stunden, und da noch einmal nachgespritzt werden mußte, konnte ich mehrere Stunden lang nicht mehr richtig sehen. Und ich hatte wieder Zahnhalskaries, und das, obwohl ich fünf Monate lang gar keine Süßigkeiten und ab August, als Lisa krank wurde, nur wenig Schokolade gegessen hatte. Meine Fassungslosigkeit lief nicht gerade schweigend ab…
Nach fünf Stunden endlich konnte ich wieder vernünftig gucken. Aus Frust aß ich abends Pralinen (was soll´s, dachte ich, wenn ich trotz Schokoladenabstinenz Karies bekomme, dann kann ich das süße Zeug ruhig auch essen) und kramte die beiden Zahngesundheitsbücher hervor, die ich auf der Reise lesen wollte. Ramiel Nagel hatte ich bereits gelesen und als für mich nicht umsetzbar eingestuft. Ich kann mich einfach nicht dazu durchringen, täglich Milch zu trinken und Fleisch zu essen! Aber glücklicherweise oder leider, je nachdem, wie man das sehen möchte, scheiden sich ja die Geister, wenn es um zahngesunde Ernährung geht.
Ich wurde richtig krank, mit Fieber und Bettlägerigkeit, konnte aber glücklicherweise doch noch einige der geplanten Besuche durchführen. Edda wurde drei Monate zu früh läufig, und da ich mich noch nicht entschieden hatte, ob ich nach Portugal fahren würde oder nicht, fiel dies natürlich in die Waagschale „nach Hause fahren“. Im Süden sind einfach zu viele freilaufende Rüden unterwegs!
Dann war es endlich soweit für den Blutegelkurs! Wenn ich Lisa in Zukunft Egel setze, weiß ich zumindest, was ich tu J
Die Entscheidung Portugal Ja oder Nein mußte nach Ende des Seminars fallen, immerhin mußte ich ja wissen, in welche Richtung ich fahren sollte. Ich saß im Bus und blickte hinaus. Es war dunkel. Es regnete. Es war eklig kalt. Ich überlegte, wie es zuhause wäre. Ebenfalls kalt. Vermutlich kälter. Schnee. Noch dunkler. Eine regnerische Windbö fuhr gegen den Bus. Ich fuhr richtung Autobahn. Der Regen prasselte auf die Windschutzscheibe. Und dann setzte ich den Blinker für die Auffahrt richtung Süden.
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